Hüls (Nordrhein-Westfalen)

Laubbeseitigung Stadtteile Krefeld | Laubbeseitigung Krefeld | Gelford GmbHHüls wurde im Zuge der Gebietsreform aus dem Kempener Stadtgebiet ausgegliedert und 1975 in die Stadt Krefeld eingemeindet (Ausschnitt aus hist. Karte von 1905, aus: wikipedia.org, gemeinfrei  und  Kartenskizze 'Stadtteile von Krefeld', aus: laubbeseitigung-krefeld.de/stadtteile/karte).

Herrlichkeit Krefeld und Umgebung Hüls auf einer alten Karte, linker Kartenrand (Abb. aus: krefeld.de)

 

Seit Mitte des 17.Jahrhunderts waren in Hüls - damals teils zum Erzbistum Köln, teils zur Grafschaft Moers gehörend - jüdische Familien ansässig. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie in der Folgezeit zumeist als Metzger und Viehhändler, waren aber auch im Klein- und Hausierhandel tätig.

In den 1860er Jahren war die alte Synagoge an der Moersischenstraße baufällig geworden und wurde abgerissen. Im September 1883 wurde ein Neubau an der Klever Straße eingeweiht. Ab Mitte der 1920er Jahre schien die Synagoge nicht mehr für Gottesdienste genutzt worden zu sein, da bereits zu diesem Zeitpunkt die Kultgegenstände dem Rheinischen Museum zum Aufbau einer Judaica-Sammlung übertragen worden waren. Ganz in der Nähe stand von 1852 bis 1888 eine jüdische Privatschule; den Elementarunterricht erhielten die jüdischen Schüler in der katholischen Volksschule.

Ihren ersten Begräbnisplatz an der Moersischen Straße (heute Klever Straße) nutzten die Hülser Juden vermutlich seit dem ausgehenden 17.Jahrhundert bis zu dessen vollständiger Belegung zu Beginn der 1890er Jahre. (Anm.: Auf dem Areal des heute auf privatem Grund liegenden ehemaligen Begräbnisplatzes sind keine Grabsteine mehr erhalten.)

Danach erwarb die Gemeinde ein neues Bestattungsgelände am Strathweg (Strathhof).

Juden in Hüls:

         --- um 1790 ..................... ca.  10 jüdische Familien,

    --- 1806 ............................  52 Juden,

    --- 1838 ............................  73   “  ,

    --- 1843 ........................ ca.  90   “  ,

    --- 1865 ............................ 122   “  ,

    --- 1890 ............................ 117   “  ,

    --- 1900 ............................  93   “  ,

    --- 1925 ........................ ca.  60   “  ,

    --- 1933 ............................   ?   “  .

Angaben aus: Josef Lichtenberg, Zur Geschichte der Juden in Hüls, S. 415/416

und                 Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Reg.bez. Düsseldorf, S. 161

Ansichtskarte / Postkarte Hüls Krefeld am Niederrhein, | akpool.de Kempener Straße - hist. Karte (aus: akpool.de)

 

Gegen Mitte der 1920er Jahre lebten in Hüls noch knapp 20 jüdische Familien; fast die Hälfte verdiente ihren Lebensunterhalt damals im Viehhandel. Vier Ladengeschäfte in Hüls wurden in den 1920/1930er Jahren von jüdischen Familien betrieben: das Möbelhaus u. Haushaltswarengeschäft Rudolf Boldes, das Textilhaus Julius Friedlich, das Obst- u. Gemüsegeschäft Siegfried Neugarten und das Textilgeschäft Alfred Simmenauer.

Während des Novemberpogroms wurde die Hülser Synagoge an der Klever Straße – obwohl sie von anderen Gebäuden dicht umsäumt war – angezündet und durch den Brand völlig zerstört. Das Gotteshaus wurde damals schon nicht mehr zu Gottesdiensten genutzt. Am Abend des 10.November überfielen SA-Männer jüdische Wohnungen und verwüsteten diese. Bald nach diesen Ereignissen verließen die letzten jüdischen Familien Hüls. Wem nicht noch eine Emigration gelang, wurde von seinem neuen Wohnsitz später deportiert; nur wenige Hülser Juden überlebten den Terror der Nationalsozialisten.

 

Zur Erinnerung an die einstige Synagoge ist seit 1982 an einem Gebäude in der Klever Straße eine Tafel mit der folgenden Inschrift angebracht:

Hier stand die Synagoge der ehemals blühenden Hülser jüdischen Gemeinde.

Sie wurde am 10.Nov. 1938 durch Brandstiftung restlos zerstört.

Den Terror des 3.Reiches (1933 - 1945) überlebten nur wenige Hülser Juden.

Die Hülser Bürger gedenken der Toten

 

In den Gehwegen von Hüls erinnern sog. "Stolpersteine" an Opfer der NS-Herrschaft.

                                       Stolperstein für Berta Davids (Klever Straße 3)verlegt in der Klever Straße (Aufn. H. Heinzmann, 2018, aus: wikipedia.org, CCO)

Der jüdische Friedhof am Strathhof - 1891 als Nachfolger des alten (nicht mehr existierenden) Begräbnisplatzes an der Moersischen Straße angelegt – weist heute noch ca. 50 Grabsteine und -fragmente aus den Jahren 1894 bis 1940 auf.

 Gräber (Aufn. Steffen Schmitz, 2013, aus: wikipedia.org, CC BY-SA 3.0)

Am Eingangstor des jüdischen Friedhofs am Strathhof erinnert seit 1988 eine Gedenktafel an die Angehörigen der ehemaligen jüdischen Gemeinde (Aufn. Bert Sommer, 2008, aus: steinheim-institut.de).

Die bereits vor zwei Jahrzehnten im Bauschutt wieder aufgefundenen Grabsteinrelikte vom älteren jüdischen Friedhof sollen künftig einen würdigen Platz finden. Das Gelände dieser Begräbnisstätte musste im Jahre 1937 auf Drängen der städtischen Behörden von der Gemeinde verkauft werden – unter der Auflage, die alten Grabsteine dort zu belassen. Allerdings hielt man sich wohl nicht an diese Abmachung: die Steine „verschwanden“. In den 1990er Jahren wurden einige Grabsteinfragmente zufällig aufgefunden: seitdem wird nach einem geeigneten Ort gesucht, um den Steinen dauerhaft einen angemessenen Platz zu geben.

 

[vgl. Krefeld - Uerdingen - Linn (Nordrhein-Westfalen)]

 

 

 

Weitere Informationen:

Josef Lichtenberg, Zur Geschichte der Juden in Hüls, in: Guido Rotthoff,  Krefelder Juden, Krefelder Studien 2, Hrg. Oberstadtdirektor/Stadtarchiv, L. Röhrscheid Verlag, Bonn 1980, S. 413 – 421

Werner Mellen, Hüls. Eine Chronik, Krefeld 1998

W. Mellen, Juden in Hüls, in: Heimatverein e.V. Hüls (Hrg.), Heimathefte Hüls, Hüls o.J.

Michael Brocke (Hrg.), Feuer an dein Heiligtum gelegt - Zerstörte Synagogen 1938 in Nordrhein-Westfalen, Ludwig Steinheim-Institut, Kamp Verlag Bochum 1999, S. 265

Elfi Pracht-Jörns, Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf, J.P. Bachem Verlag, Köln 2000, S. 161/162

Reinhard Feinendegen/ Hans Vogt (Hrg.), Geschichte der Stadt Krefeld, 5 Bände, Krefeld 1998/2010

Werner Mellen, Juden in Krefeld-Hüls. Gegen das Vergessen, in: Niederrheinische Regionalkunde. Forschung - Bibliografien - Nachdrucke, hrg. von Stefan Kronsbein, Band 3, Krefeld 2003

Nathanja Hüttenmeister/Bert Sommer (Bearb.), Dokumentation des jüdischen Friedhofs in Krefeld-Hüls, hrg. vom Steinheim-Institut, 2008 (online abrufbar unter: steinheim-institut.de)

Auflistung der in Krefeld verlegten Stolpersteine, online abrufbar unter: wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Krefeld

Siegfried Schönfeld (Red.), Stolpersteine in der Hülser Fußgängerzone erinnern , in: „Stadtspiegel“ vom 11.11.2013

Christine van Delden (Red.), Krefeld: Die Spur der Steine, in: rp-online.de vom 5.7.2017

Stefan Laurin (Red.), Niederrhein. Auf den Spuren jüdischen Lebens, in: „Jüdische Allgemeine“ vom 30.3.2022

Sandra Franz/Villa Merländer e.V. (Red.), Hüls, in: Jüdisches Leben am Niederrhein, online abrufbar unter: juedischer-niederrhein.de/niederrhein/krefeld/#krefeld-linn/